Was einst nur in dystopischen Zukunftsvisionen thematisiert wurde, ist mittlerweile Realität: Künstliche Intelligenz (KI) stellt eine wachsende Bedrohung für die Cybersicherheit von Unternehmen dar. Im vergangenen Jahr kam KI vor allem in Deepfake-, Phishing- und Spear-Phishing-Kampagnen zum Einsatz. Doch die Zahl solcher Angriffe wird in den kommenden Jahren drastisch ansteigen. Es klingt paradox, doch um den resultierenden Gefahren zu trotzen, wird es immer wichtiger in der Abwehr von Cyberattacken ebenfalls auf KI zurückzugreifen. Lesen Sie deshalb in unserem Artikel, wie KI gegen Cyberangriffe helfen kann.
Künstliche Intelligenz als Herausforderung
Die Tatsache, dass Künstliche Intelligenz Cyberangriffe gefährlicher macht, lässt sich nicht negieren. Obwohl sich die Technologie derzeit noch in den Kinderschuhen befindet, erleben wir eine rasante Entwicklung. Schon heute werden beispielsweise Large Language Models (LLM) genutzt, um Phishing-Mails auf natürliche Personen zuzuschneiden. Anstatt einer Mail voller Rechtschreib- und Grammatikfehler erhalten Sie so Anfragen, die auch Expert:innen auf den ersten Blick nicht als unseriös entlarven können.
Emerging Threats: Cybersecurity Forecast 2025
Google veröffentlicht jedes Jahr eine Analyse der zu erwartenden Gefahren für die Cybersicherheit im kommenden Jahr.
Für 2025 ganz oben: Künstliche Intelligenz.
Zudem ermöglicht Künstliche Intelligenz Angreifern vor der eigentlichen Attacke, immense Datenmengen nach nützlichen Informationen über ihre Person zu durchforsten. So enthält dann eine Phishing-Mail Informationen, die beispielsweise aus ihrem Facebook-Profil entnommen wurden und Bezug auf tatsächliche Ereignisse in Ihrem Leben nimmt. Fragen Sie sich selbst: Wenn Sie eine Mail von einem guten Freund erhalten, in welcher er Sie fragt, welche Art von Kuchen er zu Ihrer geplanten Geburtstagsfeier mitbringen soll – würden Sie dann direkt stutzig werden?
KI vs. KI?
Künstliche Intelligenz stellt also eine neuartige Bedrohung dar, ist es trotzdem sinnvoll einer weiteren KI die eigene Cybersicherheit in die Hand zu geben? Die klare Antwort ist ja. Aufgaben wie beispielsweise die Systemüberwachung werden auch jetzt schon durch Programme erledigt, können jedoch zukünftig durch KI automatisiert werden. Die Automatisierung des Prozesses stellt hier nur den letzten Schritt in der Sicherheitsarchitektur dar, vergleichbar mit der sorgfältigen Installation von Patches für die Firewall.
Angesichts des anhaltenden Mangels an fachkundigem IT-Sicherheitspersonal, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist die Automatisierung im Bereich der Cybersicherheit nahezu alternativlos. Auf diese Weise können Unternehmen ihre Sicherheitsinvestitionen erhöhen und den Betrieb verbessern, ohne sich um die Suche nach zusätzlichem Fachpersonal kümmern zu müssen. Oder einfacher ausgedrückt: Jede Cybersicherheit ist besser als keine Cybersicherheit.
Zudem entfällt die Notwendigkeit für IT-Sicherheitsexpert:innen, manuelle, zeitaufwändige Aufgaben zu erledigen, sodass sie sich auf strategische Aktivitäten konzentrieren können, die dem Unternehmen einen Mehrwert bieten.
Organisationen müssen sich jedoch auch bewusst sein, dass Cyberkriminelle ihre Methoden anpassen, um gegen neue KI-gestützte Sicherheitswerkzeuge Widerstand zu leisten. Hacker nutzen ebenfalls KI, um fortschrittliche Angriffe zu entwickeln und neue sowie aktualisierte Malware-Formen zu verbreiten, die sowohl traditionelle als auch KI-unterstützte Systeme angreifen.
Vereinfacht dargestellt befinden wir uns derzeit an einem Punkt, an welchem eine neue Technologie bestehende Märkte disruptiert. Vergleichbar mit der Erfindung der dampfbetriebenen Nähmaschine gilt es nun diese Technologie für sich nutzbar zu machen, denn sie ist gekommen, um zu bleiben.
KI gegen Cyberangriffe?
Das entscheiden am Ende Sie. Fakt ist, dass Hackerattacken durch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz gefährlicher geworden sind – Abwehrstrategien können ebenso von ihr profitieren.
Zurück in die Zukunft: Drei Tipps, um jetzt durchzustarten
Steigen wir also gemeinsam in den DeLorean und geben richtig Gas. Diese drei Entwicklungen können Ihnen helfen Künstliche Intelligenz zur Stärkung Ihrer Cybersicherheit einzusetzen.
Künstliche Intelligenz gegen Phishing-Mails
Phishing bleibt eine der größten Bedrohungen für die Cybersicherheit von Unternehmen in allen Branchen. KI in E-Mail-Sicherheitslösungen ermöglicht es Unternehmen, Anomalien und Hinweise auf bösartige Nachrichten zu entdecken. Sie kann den Inhalt und Kontext von E-Mails analysieren, um schnell festzustellen, ob es sich um Spam-Nachrichten, Teil von Phishing-Kampagnen oder legitime E-Mails handelt. Zum Beispiel kann KI schnell und einfach Anzeichen für Phishing erkennen, wie E-Mail-Spoofing, gefälschte Absender und falsch geschriebene Domain-Namen.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Spamfiltern lernt die KI laufend besser zu verstehen, wie Nutzer:innen kommunizieren und analysiert ihr typisches Verhalten und Textmuster. KI kann verdächtige Aktivitäten erkennen, um beispielsweise einen Spear-Phishing-Angriff zu verhindern, bevor er Schaden an Unternehmensnetzwerken und -systemen anrichtet. Anbieter wie IBM, Nvidia, oder Fortinet stellen bereits Tools zur Erkennung von Phishing-Mails zur Verfügung. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis auch die großen E-Mail-Anbieter eigene Produkte anbieten werden. Bleiben Sie hier also am Ball!
Automatisierte Incident-Response (AIR)
Durch den Einsatz von KI können Unternehmen die Erkennung, Analyse und Behebung von Sicherheitsbedrohungen automatisieren und so den Bedarf an menschlichem Eingreifen verringern. Vor allem aber kann die Reaktionszeit auf einen Cyberangriff durch AIR deutlich verringert werden, was wiederum Schaden minimiert und eine schnellere Wiederherstellung des Systems nach einem Angriff ermöglicht. Darüber hinaus lernen KI-gesteuerte Systeme kontinuierlich aus jedem Vorfall und passen ihre Reaktionen entsprechend an.
Ein Beispiel für die Nutzung von KI im Bereich der Incident Response sind SOAR-Plattformen (Security Orchestration, Automation, and Response), welche den Verantwortlichen ermöglichen strukturiert gegen Cyberangriffe vorzugehen. Komplexe Workflows werden sinnvoll aufgeteilt, um manuelle Aufgaben zu reduzieren und in einem Bruchteil der Zeit auf Bedrohungen zu reagieren.
Künstliche Intelligenz für Penetration-Tests
Der heilige und bisweilen sehr teure Gral der Cybersicherheit: Penetration-Tests. Keine Veranstaltung zum Thema Cybersecurity ohne die aufreibende Präsentation eines Livehacking-Events. Penetration-Tests zeigen, wie anfällig die meisten Systeme sind und Anwesende verlassen derartige Veranstaltung mit einer Mischung aus Angst und Motivation, den Status quo der eigenen Cybersicherheit zu verbessern. KI verspricht, Pentesting in Zukunft für jedermann zugänglich zu machen.
KI-gesteuerte Tools simulieren Angriffsszenarien und identifizieren potenzielle Sicherheitslücken, die behoben werden müssen. Und wiederum verbessert kontinuierliches Lernen die Fähigkeit der KI, bisher unbekannte Schwachstellen zu identifizieren und sich an die sich entwickelnden Sicherheitsumgebungen anzupassen. So gewährleisten automatisierte Penetration-Tests mit KI, dass Unternehmen robuste Sicherheitsvorkehrungen aufrechterhalten – dauerhaft.
Utopie statt Dystopie
Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet aber auch enorme Chancen. Wer sich jetzt mit den richtigen Tools und Strategien rüstet, kann nicht nur KI gegen Cyberangriffe einsetzen, sondern auch langfristig Ressourcen sparen und die Effizienz steigern. Der Einsatz von KI in der IT-Sicherheit mag zunächst komplex erscheinen, doch die Technologien sind bereits heute für Unternehmen jeder Größe zugänglich.
Beginnen Sie daher noch heute, KI für Ihre Cybersicherheit zu nutzen – ob durch die Erkennung von Phishing-Mails, automatisierte Incident-Response oder KI-gestützte Penetration-Tests. Je früher Sie aktiv werden, desto besser sind Sie gegen die Angriffe von morgen gewappnet.